15.02.2016

Tausende Zugvögel machen Rast im Biosphärenreservat

Bei Sonnenuntergang ziehen Enten, Schwäne und Gänse von den Feldern auf die Teiche. Foto: Dirk Weis

Seit ein paar Tagen ist auf den Feldern, Wiesen und Teichen im Biosphärenreservat „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ wieder ein einmaliges Naturschauspiel zu beobachten. Zahlreiche Vogelarten, die im mittleren und südlichen Europa überwintern, rasten auf dem Rückweg in die nord- und osteuropäischen Brut- und Sommerhabitate in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Dabei können durchaus große Trupps beobachtet werden. „Heute morgen habe ich in der Teichgruppe Guttau über 3.000 Gänse, Kraniche und Singschwäne gezählt, die dort übernachteten, darunter 12 seltene Weißwangengänse“ freut sich der Ornithologe der Biosphärenreservatsverwaltung Dirk Weis.

Ein besonderes Highlight des derzeitigen Vogelzugs stellen die imposanten Kraniche dar. Die imposanten Vögel waren früher in Mitteleuropa sehr selten. In Sachsen gibt es die größte Population in der ökologisch vergleichsweise intakten Region der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Allein im Biosphärenreservat leben etwa 50 Revierpaare. Die Beobachtung während der Brutzeit im Frühjahr und Sommer ist jedoch viel schwieriger, weil die Kraniche dann sehr scheu und zurückgezogen in schwer zugänglichen Mooren und Sumpfwäldern leben. Die zur Zeit gut zu beobachtenden Tiere werden zum großen Teil schon bald weiter nach Norden und Osten ziehen. In den ruhigen Wäldern und Mooren Nordeutschlands, des Baltikums und Skandinaviens werden die Kraniche Bruträume und Nahrung zur Aufzucht ihrer Jungen finden. Zur Nahrung gehört im Sommer auch die in Nordeuropa häufige Moosbeere. Sie wird auch als Kranichbeere bezeichnet – vor allem im Englischen, wie der Name „Small Cranberry“ – abgeleitet von „crane“ dem englischen Wort für Kranich – verrät.

Die Lausitzer Heide- und Teichlandschaft ist als Rastplatz insbesondere für wasserliebende Zugvogelarten von besonderer Relevanz. Das teilweise kleinräumige Mosaik von naturbelassenen Wäldern, extensiv genutzten Wiesen sowie stillen Teichen bietet den Tieren gleichermaßen Ruheraum wie Nahrungshabitat. Ein Vergleich der nördlichen Oberlausitz mit anderen Regionen macht deutlich, wie wichtig der Schutz von Landschaften ist, in denen ökologische Kreisläufe noch weitgehend ungestört funktionieren. Demgegenüber führen ausgeräumte, intensiv genutzte Agrarlandschaften, Flächenversiegelung sowie intensiver Verkehr zwangsläufig zu einem Rückgang von Arten und damit der Biodiversität. Vor diesem Hintergrund ist der Schutz der vorhandenen naturnahen Kulturlandschaft eine Hauptaufgabe des Biosphärenreservates. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Landwirten und Teichbewirtschaftern ist dabei ein wesentliches Instrument. Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit regionaler, naturnah arbeitender Betriebe ist dementsprechend eines der wichtigsten Kriterien für einen nachhaltigen Landschafts- und damit auch Artenschutz.

Die Beobachtung der beeindruckenden Vogelwelt wird noch in den kommenden Tagen und Wochen bis voraussichtlich Ende März möglich sein. Das Biosphärenreservat lädt alle Interessierten ein, Kraniche, Singschwäne, Gänse, Seeadlerund viele andere Arten „life“ zu erleben. Oberstes Gebot bei der Tierbeobachtung ist es jedoch, die Vögel keinesfalls zu stören. „Mit einem Fernglas oder einem guten Teleobjektiv kann man auch aus der Distanz tolle Anblicke haben. Jeder Versuch, möglichst nahe an die Kranich und Co. heranzukommen, ist wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt“ sagt Dirk Weis. „Die wachsamen Tiere haben ihre Umgebung ständig im Blick und fliegen auf, sobald Störungen zu nahe kommen.“ Dann werden die Vögel nicht nur unnötigem Stress ausgesetzt, sondern auch vertrieben. „Jeder der weiß, was Stress bedeutet, soll ihn der Umwelt so gut es geht ersparen“ mahnt Weis.

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