28.10.2016
Fisch schmeckt und ist gesund. Das wusste schon August der Starke und ließ sich seine Karpfen aus den sächsischen Teichen in seine kurfürstlichen Küchen nach Dresden bringen. Hofstaat und wohlhabende Bürgerschaft taten es ihm gleich und scheuten keine Kosten, um die frische Delikatesse auf dem Tisch zu haben.
An diese Zeiten seiner beruflichen Vorfahren erinnert sich Dietmar Mühle, Geschäftsführer der Kreba Fisch GmbH, gern. Vor allem deshalb, weil der Speisefisch Nr. 1 der sächsischen Teichwirtschaften heute offenkundig ein Imageproblem hat. Denn zahlreiche Kunden haben sich von den regionalen Produkten abgewandt und kaufen stattdessen lieber tiefgefrorenen Hochseefisch. Ein Trend, den auch Torsten Roch, Leiter des Biosphärenreservates „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ mit großer Sorge sieht: „Aus ökologischer Sicht sind die Erzeugnisse der heimischen Fischwirtschaften deutlich höherwertig.“ Denn die geringen Transportwege garantieren einerseits eine klimafreundliche Vermarktung. Mindestens genauso wichtig ist für Roch aber ein weiterer Aspekt: „Unsere Oberlausitzer Fischer produzieren so naturnah wie kaum ein anderer Zweig der Branche, denn sie schaffen und erhalten Biotope für so bedrohte Tierarten wie den Seeadler, die Rohrdommel oder den Kranich – wer kann das denn schon von sich sagen?“ Jeder Euro, der für Fisch aus der Region gezahlt wird, ist deshalb auch ein ganz direkter Beitrag zum Naturschutz, weil die Teiche ohne die Pflege der Fischer bereits in wenigen Jahren verlanden würden. Die einmalige Wasservogelfauna der Oberlausitz würde dann wohl in kürzester Zeit verschwinden.
Für Dietmar Mühle stehen jedoch auch die geschmacklichen Eigenschaften seiner Produkte im Vordergrund: „Unser Karpfen hat ein relativ festes Fleisch mit einer milden arteigenen nussigen Note – das ist Feinschmeckerware!“ Ein wesentlicher Grund für die guten geschmacklichen Eigenschaften ist der im Vergleich zu anderen Fischarten mittlere Fettanteil von ca. vier bis sechs Prozent des Karpfenfleisches. Die Ursache für die hohe Fleischqualität sieht Dietmar Mühle vor allem in der Produktion. „Wir arbeiten extensiv und naturnah – dadurch erzielen wir eine gute Qualität.“ Die Besatzdichten in den Lausitzer Teichen erlauben den Karpfen viel Platz – so finden die Tiere viel natürliche Nahrung, wodurch sich die Menge zusätzlichen Futters in Grenzen hält. Dadurch wachsen die Fische langsam und in sauberem Wasser auf. Vor dem Verkauf werden die potentiellen Speisekarpfen zusätzlich mindestens zwei Wochen in Frischwasserbecken gehältert. Damit hat der Karpfen zwar einen hervorragenden Geschmack, aber völlig zu Unrecht eben immer noch einen schlechten Ruf.
Dem versuchen die Fischer durch die Entwicklung neuer Produkte oder Gerichte entgegenzutreten. Aus Karpfenfilet kann man schmackhaften Backfisch machen – zusammen mit Pommes frites aus den Lausitzer Kartoffeln ergibt sich ein wunderbar leckeres regionales „Fish´n´Chips“, welches jeder Konkurrenz standhält. Außerdem hat die Kreba Fisch GmbH einen Karpfenburger sowie in Anlehnung an die asiatische Küche einen Karpfenspieß, genannt Satay, kreiert. „Karpfen ist viel, viel mehr als Karpfen blau“ macht Mühle deutlich.
Für Kunden sind die Karpfen sowie zahlreiche andere Fischarten aus den Lausitzer Teichen auf den Wochenmärkten der Region und in Dresden sowie an den Direktverkaufsstellen der Fischereibetriebe erhältlich. Eine Übersicht ist auch im Internet unter www.biospärenreservat-oberlausitz.de zu finden. Dies ist für Torsten Roch wichtig: „Wir sind Partner und wollen die heimischen Fischer bei der Vermarktung ihrer naturnah erzeugten Produkte unterstützen.“ Für das bevorstehende Winterhalbjahr haben Mühle und Roch deshalb einen gemeinsamen Wunsch: „Die Leute sollen viel Fisch essen – aber bitte unseren guten Oberlausitzer Fisch!“