Im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft gibt es eine große Vielfalt an unterschiedlichen Biotopkomplexen. Auf dieser Seite stellen wir Ihnen einige charakteristische Biotopkomlexe in einem kurzen Porträt vor:
Inhalt:
Teiche
Röhrichte
Altwasser und Altarme
Bruchwälder
Kiefernwälder
Zwergstrauchheiden und Ginsterheiden
Dünen
Sandmagerrasen
Rohbodenflächen/Kippen
Eine vollständige Liste der Biotopkomplexe finden Sie hier.
Tauschteich (Foto: Dirk Weis)
Die Teiche im Biosphärenreservat sind vom Menschen angelegt und meist nicht tiefer als einen Meter, damit sie sich im Frühjahr schnell erwärmen können. Ihre Flächengröße reicht von einigen Hundert Quadratmetern bis zu Dutzenden Hektar. Es handelt sich vorwiegend um Fischzuchtteiche, deren Wasserzu- und -abfluss regulierbar ist. Manche sind ganzjährig bespannt, andere werden den Winter über trockengelegt.
Je naturangepasster die Bewirtschaftung ist, je strukturreicher (Inseln, Verlandungs- und Schwimmblattvegetation) die Teiche und je naturnaher die Ufer/Dämme sind, desto wertvoller sind sie für viele Tier- und Pflanzenarten. Dazu zählen vor allem Amphibien (z.B. Rotbauchunke), Wasserinsekten (bspw. Libellen), Wasservögel (wie Schwäne, Gänse, Enten, Rallen) und Säugetiere (z.B. Fischotter). In Abhängigkeit von der Wassertiefe bilden sich vom Rand zur Mitte des Teiches zwei Vegetationstypen aus: Der äußere Röhrichtgürtel und im Inneren Schwimmblatt- und/oder submerse (= ganz untergetaucht) Vegetationsflächen.
Heute gibt es im Biosphärenreservat 39 Teichgruppen mit mehr als 350 Teichen, plus Einzelteiche. Zusammen bieten sie auch Großvögeln wie den Seeadlern und den Kranichen genügend Lebensraum und ausreichend Nahrung. Eine Besonderheit stellen die sauren, nährstoffarmen Heideteiche dar (Milkeler und Daubaner Heide).
Röhricht um Tauernwiesenteich (Foto: Ralf M. Schreyer)
An naturnahen Teichen bildet das Röhricht mit Breitblättrigem und Schmalblättrigem Rohrkolben (Typha latifolia, T. angustifolia), Igelkolben (Sparganium), Schilf (Phragmites australis), Kalmus (Acorus calamus), Wasserschwaden (Glyceria maxima) oder Pfeilkraut (Sagittaria) den äußeren Vegetationsgürtel.
In dem dichten Wald aus Halmen haben viele störungsanfällige Vogelarten ihr Tagesversteck und ihr Nest. So brüten hier neben Enten, Gänsen und Schwänen, Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), Haubentaucher (Podiceps cristatus), Zwergtaucher (Podiceps ruficollis), Große Rohrdommel (Botaurus stellaris), Rohrweihe (Circus aeruginosus), Wasserralle (Rallus aquaticus), Kranich (Grus grus) und nur noch sehr selten der Rothalstaucher (Podiceps grisegena).
Röhricht kommt bis ca. 150 cm Wassertiefe vor. Seine Wüchsigkeit (Schilf bis 400 cm Halmlänge pro Jahr) und Ausbreitungsfähigkeit (vegetative Ausläufer) ist enorm. Um ein Zuwachsen des Teiches zu verhindern, wird es regelmäßig geschnitten. Der Röhrichtgürtel ist ein Wellenbrecher und ein natürlicher Schutzmantel gegen Eiseinwirkungen an den Ufern.
Altarm der Spree (Foto: Ralf M. Schreyer)
Altwasser sind vom Fluss vollständig abgeschnürte Flussschlingen oder Nebenarme. Altarme stehen häufig an einer Seite noch in Verbindung mit dem Fluss (wie Sackgassen). Sie werden nicht mehr durchströmt, vollziehen aber noch alle Wasserstandsschwankungen des Flusses mit. Solche Gewässer kommen im Biosphärenreservat an der Spree, insbesondere zwischen Lömischau und Neudorf/Spree und vereinzelt am Schwarzen Schöps vor.
In Altwassern und Altarmen kommen sowohl Arten der Stand- als auch der Fließgewässer vor, je nach Alter auch Arten der Verlandungszonen. So wachsen hier Kleine Wasserlinsen (Lemna minor), Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) und Wasserfeder (Hottonia palustris).
Da diese Gewässer meist seicht sind, bilden sie abhängig von der Besonnung geeignete Laichgewässer für Amphibien wie Molche, Moorfrösche, Laubfrösche und Knoblauchkröten. Aber auch Reptilien und der Fischotter genießen diese stillen Landschaftsbestandteile, in denen noch ein bisschen der ursprünglichen Landschaftsdynamik zu merken ist. Verlandete Altwasser können verschilft oder mit Sumpf- oder Bruchwald bewachsen sein. Alte, längst verlandete Flussschlingen zeichnen sich in der Landschaft noch durch ihre Form und den oft auffälligen Baumbestand (Erlen, Eschen, Weiden) aus.
Erlenbruch bei Commerau (Foto: Dirk Weis)
Undurchdringlicher Wald auf morastigem Boden wurde früher als Bruch bezeichnet. Die dichten Bruchwälder galten als nicht nutzbar, der nasse Boden als unkultivierbar. Erlenbrüche glichen verwunschenen Orten. Gleichzeitig waren und sind es Rückzugsräume für Tiere, wie brütende Kraniche und verschiedene Greifvögel.
Im Sumpfland Lausitz waren Bruchwälder früher weiter verbreitet. Trockenlegungen von Niedermooren und Entwässerung der Talniederungen führten zum weitflächigen Verlust. Erst die mittelalterliche Anlage der Teiche gab ihnen neuen Raum. Heute kommen die Erlenbrüche vor allem in den Verlandungs- und Rückstauzonen der Teiche sowie in staunassen und nährstoffreichen Senken vor.
Neben Erlen treten auch Birken und Weiden auf. Zwischen den oft schnurgerade empor wachsenden Bäumen stehen und liegen abgestorbene Stämme. Im Unterholz leuchten farbenprächtige Blüten exotisch anmutender Sumpfpflanzen, wie z.B. die weiße Sumpfcalla (Calla palustris), die gelbe Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus) und die Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Mit den saftig grünen Farnen und Kletterpflanzen wie dem Bittersüßen Nachtschatten (Solanum dulcamara) bilden sie einen urwüchsigen Dschungel, der an die Braunkohlewälder erinnert. Und tatsächlich entsteht unter der meist von Wasser überfluteten Bodenoberfläche Torf – wie in den Urwäldern der Tertiärzeit!
Kiefern mit Spuren früherer Harzgewinnung
Kiefern sind die häufigsten Bäume im Flachland der Oberlausitz. Einerseits sind sie natürlicherweise östlich der Elbe weit verbreitet, andererseits wurden sie durch die Forstwirtschaft stark gefördert. Ausgedehnte Kiefernforste prägen das Bild der großen Sandgebiete. Man kann tief in diese monotonen Kiefernbestände hineinblicken, denn es gibt kaum andere Bäume und Sträucher. Je nach Trockenheit des Bodens ist dieser mehr oder weniger dicht mit Gras oder Moosen bewachsen. Mancherorts sieht man an alten Kiefernstämmen noch das typische Rillen-Muster der Harzgewinnung.
Doch es geht auch anders: Abwechslungsreiche Kiefernmischwälder mit Eichen und Birken, in denen die Bäume verschiedene Höhen und Wuchsformen haben. Auf feuchteren, nährstoffreicheren Untergrund ist der Boden mit Heidel- und Preiselbeersträuchern überdeckt, auf moorigen Stellen auch mit dem stark duftenden Sumpfporst (Ledum palustre).
Zwergstrauchheiden und Ginsterheiden
Göbelner Heide (Foto: Dirk Weis)
Die Heiden entstanden infolge starker Übernutzung waldbestandener Standorte in vergangenen Jahrhunderten. Häufig konnte der Holzbedarf (Brennholz, Bauholz, Holz für Eisen- und Glashütten) nicht mehr gedeckt werden. Bis ins 19. Jahrhundert wurden die Wälder teilweise gerodet und gemeinschaftlich zur Hutung für Haustiere genutzt. Auf den armen Sandböden wuchsen die Bäume nicht in den Maßen nach wie sie von den Haustieren abgefressen wurden. Zusätzlich plaggten die Bauern regelmäßig die Heiden ab – sie entnahmen Pflanzen und Humus als Wintereinstreu für das Vieh und benutzen diesen wiederum im folgenden Jahr als Naturdünger für ihre Felder. Offene Landschaften breiteten sich aus, in denen nur noch anspruchslose Gräser, Zwergsträucher („Heidekraut“) und verkrüppelte Bäume wuchsen. Viele dieser ausgedehnten Heideflächen wurden Jahrhunderte lang mit Schafen beweidet und später mit Kiefern aufgeforstet. Oder sie bewaldeten sich langsam wieder von selbst, als die Nutzung nachließ, weil heimische Schafwolle, Humus und Streu durch andere Produkte ersetzt wurden. Nur die Flurnamen verraten heute noch, wo diese Flächen einmal lagen.
Die im Biosphärenreservat vorkommenden Heideflächen entstanden erst in jüngster Vergangenheit. Sie liegen auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen und Tagebauflächen. Dort rissen Militärfahrzeuge und Geschütze immer wieder den lockeren Sandboden auf, häufig auftretende Brände verhinderten die Streuanreicherung und den Gehölzaufwuchs. So konnten sich hier wieder Zwergsträucher ausbreiten. Auf den feuchteren Böden wachsen vorwiegend Glockenheide, Heidelbeere und Pfeifengras (Feuchtheide), auf den trockeneren Stellen Besenheide, Besen- und Färberginster (trockene Sandheide).
Düne bei Mücka (Foto: Dirk Weis)
Dünenzüge bilden markante Geländeerhebungen in der sonst ebenen und flachen Teichlausitz, die sich über mehrere Kilometer unter trockenen Kiefernwäldern entlang schlängeln. Sie bestehen aus feinem hellem Sand, der an manchen Stellen weithin sichtbar offen liegt. Dieser Feinsand ist im wahrsten Sinne des Wortes „vom Winde verweht“ worden. Im Vorfeld der kaltzeitlichen Gletscher wurde er aus den Sandern heraus geblasen und an natürlichen Hindernissen wieder abgelagert.
Noch mehrfach in der Geschichte wurden die Dünen verweht – einerseits wegen klimatischer Veränderungen, andererseits auf Grund menschlicher Nutzung. Brände, Rodungen, Streugewinnung, zu intensive Beweidung oder Befahrung während der militärischen Nutzung verletzten die dünne, empfindliche Bodenschicht. Der Wind konnte an diesen offenen Stellen wieder ungehindert angreifen und den Sand fort blasen. Heute sind die Dünen weitestgehend mit Kiefern aufgeforstet und damit an weiterer Bewegung gehindert.
Silbergrasflur in der Göbelner Heide (Foto: Dirk Weis)
Die Sandmagerrasen erinnern an weitläufige Steppen: Über niedrige, silbrig glänzende Gräser, polsterartige Gewächse und dicht behaarte Blattrosetten fegt der Wind. Heidelibellen surren und Heuschrecken zirpen. An klaren Sommertagen flimmert die Luft über dem erhitzten Sand. Im Winter dagegen pfeift der Eiswind über den hart gefrorenen Boden.
Ähnlich wie Gebirgspflanzen müssen die Pflanzen der Sandmagerrasen extreme Temperaturschwankungen, Trockenheit und Wind ertragen. Dies schaffen nur wenige: Silbergras (Corynephorus canescens), Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella), Schaf-Schwingel (Festuca ovina agg.), Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium), Berg-Sandknöpfchen (Jasione montana), Kartäuser-, Heide- und Grasnelke (Dianthus carthusianorum, D. deltoides, Armeria maritimia) recken trotzig ihre kurzen, graugrünen Stängel in die Höhe. Sie besiedeln exponierte Standorte wie Dünenhänge und Steinbruchkanten, flachgründige Sand- und Schuttflächen und sogar die augenscheinlich lebensfeindlichen Kippen der Bergbaufolgelandschaft. Aber auch schnellwüchsige, einjährige Pflanzen wie Frühlings-Spergel (Spergula morisonii) und Sand-Vergissmeinnicht (Myosotis stricta) finden dort ihren Platz.
Bergbaufolgelandschaften: Rohbodenflächen/Kippen
Rohboden, Außenkippe Bärwalde (Foto: Dirk Weis)
Rohbodenflächen und Kippen stellen eine Besonderheit des Biosphärenreservates dar. Sie liegen im Norden des Reservates in den ehemaligen Tagebaugebieten, die bis in die 1980er Jahre in Betrieb waren. Die Kippen bestehen aus technogen umgelagerten quartären und tertiären Schwemm- und Flugsanden, denen unterschiedliche Anteile an Kies, Lehm, Schluff, Torf und Braunkohle beigemengt sind.
Auf den jungen, nicht rekultivierten Bereichen ohne Bodenbildungen sind noch die typischen Reliefformen wie Schüttkegel und Schüttdämme mit Erosionsrinnen, Abrissflächen und Rutschungskegeln erhalten.
Auf ausgeglichenem Kippengelände entwickelten sich im Laufe der Zeit natürliche Rohböden (Lockersyrosem, Regosol) und eine trockenheitstolerante Offenland-Vegetation (Sandmagerrasen, Besenginster- und Zwergstrauchheiden). Nach und nach finden sich Vorwälder aus Birken und Kiefern ein. Auf dem Großteil der Fläche wurden im Zuge der Rekultivierung jedoch Grundmeliorierungen durchgeführt und Nutzpflanzen eingesät bzw. Bäume gepflanzt. Aufgrund des Grundwasseranstiegs besteht für alle gekippten Bereiche die Gefahr des plötzlichen Setzungsfließens. Die Veränderung des Grundwasserspiegels wird zukünftig auch zur Veränderung von Boden und Vegetation führen.