Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft

Naturräumliche Gliederung – Land im eiszeitlichen Urstromtal

Das Biosphärenreservat befindet sich im südlichsten Ausläufer des norddeutschen Tieflandes und ist Bestandteil des Naturraumes „Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet“. Es liegt im Bereich des Lausitzer (Magdeburger) Urstromtales und zeichnet sich durch einen häufigen Wechsel von breiten Auen und Niederungen der Flüsse mit trockeneren Dünen und Moränengebieten aus. Durch die Wanderung der Dünen in früherer Zeit kam es zur Laufeinengungen und -verlegung von Fließgewässern, wodurch Hohlformen entstanden, die vielfach vermoorten. In diesen vermoorten Senken wurden schon im Mittelalter Teiche angelegt.

Der zwischen Lohsa und Bärwalde befindliche Teil des Biosphärenreservates ist Teil des Oberlausitzer Bergbaureviers. Dieser Naturraum ist nicht nur bergbaulich beeinflusst. Die großräumige Grundwasserabsenkung im Umfeld der Tagebaue hat maßgeblich zur Schädigung wertvoller Feuchtgebiete und vor allem der Moore im Gebiet beigetragen.

Geologie – von Granitmassiven, Maaren und Eiszeiten

Das Biosphärenreservat erstreckt sich am nördlichen Rand des Lausitzer Granitmassives. Die Gesteinsformationen sind jedoch außer am Caminaberg bei Commerau (sandsteinähnlicher Quarzit), am Eichberg bei Weißig (graphtolitenreicher silurischer Kieselschiefer) und am Eisenberg bei Guttau (Basalt) von quartären Deckschichten überlagert, die nach Norden hin immer tiefer liegen, z.B. bei Klitten schon 150 m unter der Oberfläche.

Während des Tertiärs kam es am südlichen Rand des Gebietes zu aktivem Vulkanismus. Erwähnenswert sind diesbezüglich das Gebiet um den Olbasee mit Kleinsaubernitz, das sich über einen mit tertiären Ablagerungen gefüllten vulkanischen Explosionstrichter (Maar) befindet, und der Eisenberg bei Guttau, einer ca. 3 ha großen und 20 m hohen Basaltkuppe.

Zwei andere Erscheinungen aus dem Tertiär, die Verwitterung des granitischen Grundgebirges zu Kaolin und noch mehr die Entstehung der Braunkohle wirken sich bis in die Gegenwart durch die Bergbautätigkeit des Menschen (Restlöcher, Kippen, Grundwasserabsenkungen) landschaftsprägend aus. Aktive Tagebaue befinden sich auch heute noch am nordöstlichen Rand des Biosphärenreservates.

Eisenberg

Eisenberg bei Guttau (Foto: Dirk Weis)

Die heutige Topografie und die standörtlichen Verhältnisse wurden im Wesentlichen durch die eiszeitlichen Einflüsse geprägt. Das Gebiet wurde während der Elster- und Saalekaltzeit im Altpleistozän vom Eis direkt berührt. Gegen Ende der Saalekaltzeit entstand das Lausitzer (Magdeburger) Urstromtal dessen südlicher Rand die Nordgrenze des Gebietes erreichte. Die Grund- und Endmoräne der 1. und 2. Vereisung sind außer am Südostrand des Gebietes (so bei Dauban und Petershain) durch weichselkaltzeitliche Sande überlagert worden. So bestimmen die weichselkaltzeitlichen Talsande und Niederterrassen mit zum Teil hohen Grundwasserständen das geologische Bild. Die teilweise bemerkenswerten Binnendünen sind entweder weichselkaltzeitlicher Entstehung (SCHLEGEL u. MAI, 1979) oder auch gebietsweise eine nachbronzezeitliche Bildung. (HEMPEL, mdl. Mitt.).

Auf Grund der geologischen Gegebenheiten gibt es nur geringe Höhenunterschiede im Gebiet. Die höchste Erhebung ist der Sandberg bei Dauban (176,3 m), die tiefste Stelle liegt an der Spree bei Bärwalde (116,0 m). Eine deutliche Eintalung weist die Niederung der Kleinen Spree auf. In einigen Gebieten gibt es ein stärker bewegtes Kleinrelief, besonders im Bereich der Dünenzüge (bis zu 15 m hoch), mit einer großen standörtlichen Variabilität.

Böden – Auengley, Podsol und Dünensand

Das Gebiet des Biosphärenreservates wird durch mehrere Fließgewässer durchschnitten. Durch die Ablagerung abgeschwemmten Materials aus den Lößgebieten in weiten Schwemmfächern und durch beständige Laufveränderungen der Flüsse im Verlauf von Jahrtausenden entstand ein weites Netz von Auen(-böden), das die dazwischen liegenden sandig-lehmigen Moräneninseln und -terrassen umfängt (R.-U. SYRBE in BASTIAN, O. u.a., 2005). Durch den Nährstoffreichtum der Böden sind die Flussauen überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Abhängig vom Grundwasserstand kam es in den Auen zur Entwicklung von Auengleyen (Nassstandorte) oder zu Braunauenböden (Vega). Je lehmiger der Boden ist, umso größer ist der Einfluss des Stauwassers. Stellenweise kommt es zur sehr starken Anreicherung von Eisen in Form von Raseneisenstein, der auch zur Eisenverhüttung (z.B. bei Kreba-Neudorf) genutzt wurde.

In der Mitte des Gebietes ist die Bodenbildung maßgeblich durch die frühere Mobilität der Dünen geprägt. In den Dünensanden überwiegen arme Quarzsande nahezu einheitlicher Korngröße, die schnell austrocknen und die Bodenversauerung begünstigen (R.-U. SYRBE in BASTIAN, O. u.a., 2005). Zwischen den Dünen liegen überwiegend ausgedehnte Sandterrassen. Die trockeneren Bereiche sind hauptsächlich mit Kiefernforsten bestanden. Einige Dünen haben sich erst vor wenigen Jahrhunderten letztmalig bewegt. Im Zusammenhang mit dem örtlich noch bis vor 50 Jahren üblichen Entnehmen der Nadelstreu konnten diese Böden kaum über das Rohbodenstadium hinauskommen. Im Bereich dieser Dünen sind vorwiegend Podsole ausgebildet.

Düne Mücka

Düne Mücka (Foto: Dirk Weis)

Da in den Dünensandgebieten großflächig Grundwasser oberflächennah ansteht, und der oberflächliche Abfluss durch die Dünenzüge erschwert wurde, bildeten sich in diesen Senken häufig Moore. Je nach Grundwasserstand kam es hier im unterschiedlichen Umfang zu Humusanreicherungen, woraus sich Humus-, Anmoor- und Moorgleye entwickeln konnten, örtlich auch Niedermoore. Später wurden hier vielfach Teiche angelegt.

In den Bergbaugebieten wurde der natürliche Bodenaufbau völlig zerstört. Teilweise sind hier kulturfeindliche Tertiärsubstrate oberflächlich anstehend. Hier gibt es je nach der Kipptechnologie und der Lagerungsverhältnisse eine kleinflächig starke Differenzierung lehmiger, sandiger oder aschehaltiger Kippsubstrate. Diese Rohböden weisen in jedem Fall nur geringste Humusanreicherungen auf.

Hydrographie – 2x Spree, 2x Schöps und 350 Teiche

Das Gebiet des Biosphärenreservates gehört im Wesentlichen zum Einzugsgebiet Spree mit dem Schwarzen und Weißen Schöps und dem Weigersdorfer Fließ. Der nordwestliche Bereich des Gebietes hat über den Schwarzen Graben und das Schwarzwasser Anschluss an die Schwarze Elster.

Die ökologische Durchgängigkeit der Fließgewässer ist durch zahlreiche Querbauwerke nur auf kurzen Abschnitten gegeben. Wehre befinden sich vor allem an Mühlenstandorten und regeln auch die Wasserzufuhr zu den Teichen. Zur Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit der Fließgewässer gibt es zahlreiche Projekte von Biosphärenreservatsverwaltung und Landestalsperrenverwaltung, bei denen nicht mehr benötigte Wehre abgerissen bzw. im Betrieb befindliche Wehre durch Fischaufstiegshilfen (auch für Makrozoobenthos) passierbar gemacht werden.

Uferabbruch an der Spree

Uferabbruch Spree bei Neudorf (Foto: Ralf M. Schreyer)

Bereits seit dem Mittelalter wurden ablassbare Teiche zur Fischzucht angelegt. Entlang vorhandener, kleiner Fließe wurden 1-2 m hohe Dämme aufgeschüttet und die dazwischen entstandenen Flächen wurden durch ein differenziertes Grabensystem miteinander verbunden. Nach und nach wurden bis zu 350 ha große Teichgruppen geschaffen.

Das Zu- und Abflussregime wird durch ein differenziertes Regelsystem von Zu- und Abflussgräben sowie Wehren gehandhabt. Das Wasserregime wird entsprechend der Bewirtschaftungsziele und der Reihenfolge der Befischung verändert. Die Teiche weisen im Normalfall eine durchschnittliche Tiefe von 0,5 (bis 1) m auf. Die Winterteiche, in denen die Fische überwintern, sind am tiefsten. Die Mehrzahl der Teiche wurde über Niedermoorböden angelegt. Diese sind von Natur aus eutroph, also nährstoffreich. Einige, eher mesotrophe Teiche entstanden im Bereich von Quellen und Heidemooren. Diese Heideweiher sind vor allem bei Dauban zu finden. Insgesamt gibt es 39 Teichgruppen mit mehr als 350 Teichen sowie 240 weitere Standgewässer mit einer Gesamtfläche von 2.700 ha.

Die Tagebaurestgewässer sind, abhängig von Zustand des Grundwassers und Zulauf des Oberflächenwassers, auf Grund des hohen Pyritgehaltes vieler Kippenböden sauer.

Altarm Spree Altdubinteich

Spree-Altarm oberhalb Neudorf & Altdubinteich bei Guttau (Fotos: Ralf M. Schreyer)

Klima – kontinental

Das Klima in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ist kontinental beeinflusst und wird dem subkontinentalen Binnenklima zugerechnet. Die Tages- und Jahresschwankungen der Temperatur sind etwas höher als im mitteleuropäischen Durchschnitt und die Luftfeuchte ist etwas geringer. Auch die Niederschläge fallen mit einem Maximum im Sommer (Juni-August 35 % der Niederschläge) etwas geringer aus, doch ist der Süden des Biosphärenreservates durch den Einfluss des Lausitzer Berglandes (Staubereich) etwas begünstigt. Vom Nordwesten (600 mm) steigen die Niederschlagsmengen nach Südosten (über 680 mm) an. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 8,35 °C.

Die Mittelwerte aus täglichen Höchst- und Tiefstwerten betragen nach Messungen von I. BERGER in Förstgen (im Südosten des Biosphärenreservates) von 1947 bis 1996:

 

Jan.

Feb.

März

April

Mai

Juni

Juli

Aug.

Sep.

Okt.

Nov.

Dez.

Temp.
in °C

-1,37

-0,67

3,31

7,76

12,64

16,00

17,77

17,47

14,06

9,32

3,85

0,24

Nieder-
schlag
in mm

49,0

39,5

41,0

51,0

64,5

73,0

85,0

77,0

50,5

44,0

49,5

55,0

Jahresmittel Temperatur: 8,35 °C
Jahresmittel Niederschlag: 682,0 mm

Interessant sind einige lokalklimatische Besonderheiten. In der Nähe der Teichgruppen kommt es regelmäßig zu sommerlichen Konvektionsniederschlägen (M. Röder in BASTIAN, O. u.a., 2005). In ausgedehnten feuchten und somit teichreichen Niederungsgebieten können pseudoatlantische Klimaeffekte auftreten. Auffällig ist hierbei auch die größere Nebelhäufigkeit im Bereich der Teiche. In den Niederungen befinden sich abhängig vom umgebenden Relief zahlreiche Kaltluftsammelgebiete. Trockene grundwasserferne Heidegebiete weisen kontinentale Klimaeinflüsse auf.

Altteich Kauppa

Altteich Kauppa bei Nebel (Foto: Dirk Weis)

  • Deutsch
  • English
  • serbšćina